„Für eine vom Volk getragene Volksschule“, Interview mit Schulpflegerin Silvia Weigold, Zürcher Bote vom 20. August
Unser künftiger Wohlstand hängt massgeblich von der Qualität unseres Schulwesens ab. Dazu leistet die Schulpflege in ihrer bestehenden Form einen wichtigen Beitrag. Als Schulpflegerin in Winterthur erläutert Silvia Weigold im Gespräch, warum die bewährte Institution so beibehalten werden soll.
Was führte Dich zur SVP?
Ich bin mit der SVP aufgewachsen – sie vertritt am ehesten meine Grundhaltung: bodenständig, konservativ und familienfreundlich. Eine gerade Linie liegt mir am Herzen und, dass man zu dem steht, was man vertritt und vorlebt; auch wenn man dadurch nicht nur Freunde gewinnt.
Von Haus aus bist Du Juristin. Inwiefern kommt Dir dieses Rüstzeug bei Deinem Engagement als Schulpflegerin zugute?
Meine Ausbildung als Juristin ist in der Schulpflege insofern nützlich, als ich Entscheide auf die Rechtmässigkeit prüfen kann. Viel mehr nützt mir jedoch meine zusätzliche Ausbildung als Mediatorin z.B. bei Konflikten zwischen Eltern und Lehrkräften, im Team oder in der Zusammenarbeit mit der Schulpflege. Die Schulpflege hat die ganze Schule im Blick und führt mit strategischen Zielen. Das in der Ausbildung zur Juristin erlernte «vernetzte Denken» hilft dabei, die verschiedenen Ziele und Bedürfnisse im Auge zu behalten.
Welches sind die Hauptaufgaben als Schulpflegerin?
Mit Schulbesuchen erhalte ich einen Einblick in die Arbeit der Lehrkräfte in den Klassenzimmern mit den unterschiedlichsten Schülerinnen und Schülern. Bei der in der Vergangenheit durchgeführten Beurteilung der einzelnen Lehrkräfte zusammen mit der Schulleitung konnte ich auf die Qualität des Unterrichts Einfluss nehmen. Als Schulpflegerin habe ich auch im Rahmen der bis dato vorgeschriebenen jährlichen Schulbesuche die Möglichkeit, die Lehpersonen bei ihrer nicht immer einfachen Aufgabe zu unterstützen. Wichtig ist auch, der täglichen Arbeit der Lehrkräfte wertschätzend gegenüberzutreten, was von diesen sehr geschätzt wird. Leider wurden die jährlichen Schulbesuche abgeschafft und somit geht die Nähe zum Schulbetrieb verloren. Neu ist auch bei den Beurteilungen der Lehrkräfte die Schulpflege nicht mehr aktiv vertreten, was wiederum zu mehr Distanz führt. An den Schulpflegesitzungen kann ich mit meinen Voten dazu beitragen, die Schule zu gestalten und auf die Zukunft auszurichten.
«Wir haben eine Volksschule und diese sollte in den Quartieren verwurzelt sowie von der dortigen Bevölkerung getragen werden.» Silvia Weigold, Schulpflegerin
Was spricht Dich daran insbesondere an?
Das Zwischenmenschliche liegt mir besonders am Herzen; ich bin überzeugt, dass Lehrpersonen, welche sich unterstützt und verstanden fühlen sowie ab und zu auch gelobt werden, besser unterrichten. Davon profitieren wiederum die Kinder und Jugendlichen. Als Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern ist es mir ein Anliegen, dass die Volksschule nach wie vor eine fundierte Grundausbildung vermittelt. Dabei gilt es aber auch, den technischen Fortschritt in die Schule zu integrieren und neue Formen des Lernens (E-Learning, Videounterricht etc.) anzuwenden. Die Schule und die Gesellschaft befinden sich stets im Wandel, dabei sollten die Schweizer Traditionen und Schweizer Geschichte trotzdem Platz haben im Unterricht.
Viele nehmen die (Volks-)Schule heute als eine Institution mit ausgeprägtem Linksdrall war. Wie kannst Du dieser Tendenz als SVP-Repräsentantin entgegentreten?
Das mit dem Linksdrall ist etwas zu einfach formuliert. Es trifft zu, dass Lehrpersonen eher «links» denken resp. das Gefühl haben, sich für die Schwächeren unserer Gesellschaft einsetzen zu müssen. Die gesellschaftliche Entwicklung verlangt von den Lehren, dass sie sich zudem mit den unterschiedlichsten Kulturen zurechtfinden. Leider ist es aber auch so, dass in vielen vorgeschriebenen Lehrmitteln eher unausgewogene Meinungen vertreten werden, welche – abhängig von der jeweiligen Lehrperson – telquel übernommen werden. Als SVP-Frau kann ich dazu leider wenig bewirken, durch mein Auftreten und meine Präsenz kann ich aber dazu beitragen, dass Lehrpersonen merken, dass auch konservative Ansichten fortschrittlich sein können.
Nun soll die bestehende Schulpflege mit der neuen Gemeindeordnung abgeschafft werden. Warum ist das keine gute Idee?
Ich bedaure es sehr, dass mit der neuen Gemeindeordnung die Schulpflegen abgeschafft werden sollen. Wir haben eine Volksschule und diese sollte in den Quartieren verwurzelt sowie von der dortigen Bevölkerung getragen werden. Es kann ja nicht sein, dass Verwaltungsangestellte und Schulleitungen, welche meistens nicht im betroffenen Stadtkreis wohnen und somit mit den lokalen Gegebenheiten nicht vertraut sind, über die Geschicke der verschiedenen Schulhäuser und Kinder entscheiden. Die Volksschule sollte – wie der Namen bereits sagt – im Volk stattfinden und von diesem getragen werden.