Sachliche Stellungnahme der Firma Maag Recycling zur Querung Grüze (Abstimmung vom 29.11.2020)
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kundinnen und Kunden, liebe Partner
Über die Geleise des Bahnhofs Grüze soll eine Brücke für den Bus gebaut werden. Die «Querung Grüze» ist gemäss Abstimmungsunterlagen wichtig für die Entwicklung von Neuhegi-Grüze und bedeutend für die gesamte Stadt.
Die Situation in der Grüze ist sehr komplex und tatsächlich kann die Entwicklung der Stadt Winterthur hier massgeblich mit beeinflusst werden. Unten finden Sie einige Aspekte, die aus Sicht der Maag Recycling AG relevant sind, um eine sachliche und fundierte Abstimmungsentscheidung treffen zu können.
Die Entwicklung im Areal Neuhegi-Grüze wird voranschreiten, unabhängig davon, ob man das gut findet, oder nicht. Das Areal ist zentral, bebaut und in vielen Bereichen bereits entwickelt. Eine Umsteigemöglichkeit in der Grüze macht aus Sicht des öffentlichen Verkehrs durchaus Sinn. Die Abstimmung über die Querung Grüze beinhaltet jedoch nur dies – die Querung. Danach beginnt die Entwicklung erst richtig:
- Es wird gemäss Quartierplan eine Velo-Schnellroute folgen (Kostenschätzung von ca. CHF 20 Mio. nicht in der Querung Grüze einberechnet, Routenführung unklar, einige Vorschläge der Routenführung aktuell über das Anschlussgleis der Maag Recycling AG)
- eine Neugestaltung der St. Gallerstrasse (erste Konzepte vorhanden, Kosten bisher unbekannt)
- hohe Betriebskosten für die sehr steile Brücke (welche für Fahrräder ungeeignet ist)
- die Erschliessungsstrasse für motorisierten Individualverkehr (noch nicht geplant, Zeithorizont unklar)
- eine Entwicklung der Areale um den Bahnhof Grüze (Zentrumszone mit direkter Nachbarschaft zur KVA)
Diese Entwicklungen werden mittelfristig nicht mit dem Betrieb einer Sammelstelle, einer Verarbeitung für diverse Rohstoffe und einem Umschlag für ca. 60’000 Tonnen pro Jahr im Bereich Schütt-/Massengut zu vereinen sein. Zielkonflikte logistischer Art, aber auch durch den Werk- und Bahnverkehr bedingte Unfälle sind leider vorprogrammiert.
Die Maag Recycling AG macht ihre Arbeit solange, und so gut, wie sie das anhand der sich ändernden Rahmenbedingungen kann. Die Verantwortung für die Bereitstellung der Massengutlogistik in der Stadt Winterthur obliegt jedoch der öffentlichen Raumplanung
(kantonal, sowie kommunal). Da hat Winterthur Nachholbedarf. Bis heute gibt es kein Ver- und Entsorgungskonzept mit räumlich definierten Arealen. Da es keine solchen Areale gibt, müssen sie politisch geschaffen werden. Dieser Prozess wird Jahrzehnte dauern und ist bislang noch nicht im Gange. Die Maag Recycling AG kann diesen Prozess zwar anstossen, aber nicht übernehmen, da es nicht in der Kompetenz einer privaten KMU liegt und auch die Kapazität für derartiges Engagement nur bedingt vorhanden ist. Die Maag Recycling AG würde aber auch nicht an einen anderen Ort umziehen, sondern den Betrieb schliessen müssen. Je länger also die Entwicklung in der Grüze aufgeschoben wird, desto mehr Zeit für die Entwicklung eines Standortes für Massengutlogistik, der langfristig sämtliche ökologischen und ökonomischen Aspekte nachhaltig erfüllt, ist vorhanden.
Unabhängig vom Betrieb der Maag Recycling AG ist die Lösung mit der Querung Grüze nicht durchdacht und löst nur ein kleines Problem, generiert aber viele Grosse. Das Argument, dass es die Stadt «nur» 5 Mio. kostet, zieht nicht. Der Kanton und der Bund werden nämlich ebenfalls durch Steuergelder finanziert. Dieses Geld kann gerade in dieser Krise besser investiert werden.
Die Stadt Winterthur braucht ein Areal für die Entsorgung. Ein Infrastrukturprojekt in dieser Grösse zu beginnen, ohne eine Lösung für die Zukunft zu haben (gerade im Bereich der systemrelevanten Infrastruktur) ist fahrlässig.
Die Zufahrt über die Geiselweidstrasse bleibt vorerst bestehen, wird aber während der Bauphase massiv unter Druck geraten. Die Routenführung der Veloschnellroute kann unter Umständen die Zufahrt noch stärker einschränken. Gleichzeitig wird die Zufahrt für Schwerverkehr und Bahnwagen seitens Bahnhof Grüze immer schwieriger, vor allem durch die folgenden Entwicklungen, eine teilweise gesperrte Brücke und während den Bauphasen. Mittelfristig wird eine Koexistenz nicht tragbar sein.
Die Stadt Winterthur ist in sehr engem Kontakt mit der Maag Recycling AG und die Verantwortlichen wurden und werden in viele Gespräche mit einbezogen. Leider gibt es bis heute keine befriedigenden Lösungen oder Lösungsansätze.
Für die Maag Recycling AG ist die Stadt Winterthur ein wichtiger Partner. Der Beitrag zur städtischen Entsorgung ist relevant. Es muss aber nicht die Maag Recycling AG sein, die diesen Beitrag leistet. Wer auch immer diese Arbeit übernimmt, der Ort muss vorhanden sein. Aktuell ist dieses Areal nicht vorhanden und auch noch nicht geplant.
Wir hoffen, diese Ausführungen helfen Ihnen, für die Abstimmung eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Falls Sie weitere Fragen haben, dürfen Sie uns gerne kontaktieren. Wir wünschen Ihnen alles Gute und beste Gesundheit.
Maag Recycling AG
Judith Maag
Geschäftsführung